Das Junge Wien - Natur plus X: Im Kaffeehaus mit Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal (Eventfotografie)

Schnellphotographie (Ferrotypie) von Anna Krieger aus dem Prater. Die Fotographie zeigt Richard Beer-Hofmann, Hermann Bahr (beide stehend), Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler (beide sitzend). © Österreichische Nationalbibliothek, Wien

Schnellphotographie (Ferrotypie) von Anna Krieger aus dem Prater. Die Fotographie zeigt Richard Beer-Hofmann, Hermann Bahr (beide stehend), Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler (beide sitzend). © Österreichische Nationalbibliothek, Wien

Wie haben sich gemeinsame Besuche im Kaffeehaus oder Prater auf die Werke jungen Literaten wie Arthur Schnitzler und Hugo von Hoffmannsthal ausgewirkt? Wie der sich anbahnende erste Weltkrieg? Eine Ausstellungsreihe an elf Orten (zehn in Wien, einer in Salzburg) geht dieser Frage nach und hilft dabei, jene Gruppe Jung-Wien besser zu verstehen.

Das Junge Wien 

Jung-Wien bezeichnet eine Gruppe von jungen Literaten rund um Hermann Bahr gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die durch ihr Wirken die Entwicklung weg vom Naturalismus hin zum Ästhetizismus und der literarischen Moderne vorantrieb. Mitglieder der Gruppe waren unter anderem Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann, Felix Salten und anfangs auch Karl Kraus.

Sie trafen sich regelmäßig im Kaffeehaus. Zuerst im Café Griensteidl, später, nach dessen Schließung, dann im Café Central. Die Ausstellungsreihe wurde vom Institut für Geschichte und Theorie der Biographie des Ludwig Boltzmann organisiert und beinhaltet elf Ausstellungen (zehn davon in Wien, eine in Salzburg). Den Auftakt machte ein Pressegespräch im  beeindruckenden Arkadenhof des Palais Ferstl, das zum Café Central gehört, mit  Wilhelm Hemecker (Direktor Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Theorie der Biographie), Kay Fröhlich (Geschäftsführer von Palais Events und Café Central) und Petra Piuk. Letztere gewann den Wortmeldungen-Literaturpreis 2018 für ihren zweiten Roman "Toni und Moni” und schreibt am liebsten im Kaffeehaus.

Untersucht wurde der Einfluss der Treffpunkte, beispielsweise das Kaffeehaus, der Prater, das Gymnasium oder gemeinsame Sommerfrische in Salzburg, auf das Werk der Literaten. 

Titel “Natur Plus X”

Der Titel ist eine Anspielung auf die Formel “Kunst = Natur - X” von Arno Holz. Dieser formulierte in seiner Schrift: “Die Kunst, ihr Wesen und ihre Gesetze” die Theorie eines konsequenten Naturalismus. Damit meinte er die möglichst naturgetreue Schilderung der Realität ohne Ausschmückungen. Nur so würde Kunst am ehesten der Natur entsprechen. Das Ziel des Künstlers sollte es also sein, das X möglichst klein zu halten. Hermann Bahr jedoch versuchte mit seinem “Überwinden des Naturalismus” genau das Gegenteil: eine Inklusion von Unbewusstem, Trauminhalten, Impressionen und Stimmungen. Somit wurde aus dem Minus von Holz die Umkehrfunktion Plus der Ausstellungsreihe. Es gelang damit nicht nur ein gut hergeleiteter Titel, sondern auch einer mit moderner Anmutung.  

Die Ausstellungen

Akademisches Gymnasium
Jung-Wiener auf der Schulbank
15.3.-27.4.2018

Café Central
 „…eine platonische Akademie“ – Das Junge Wien im Kaffeehaus
9.3.-31.5.2018

Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus
Neue Kunst jenseits der Linie. "Jung-Wien" und das Theaterschaffen in Rudolfsheim
ab 28.4.2018

Filmarchiv Austria
Das Junge Wien und Lichtspiele
12.4.-29.6.2018

Bezirksmuseum Leopoldstadt
Jung-Wien im Prater
7.3.-30.6.2018

Literaturarchiv Salzburg
Raus aus Wien. Das Junge Wien auf Sommerfrische
31.7.-31.8.2018

Arnold Schönberg Center
Arnold Schönberg & Jung-Wien
14.3.-29.6.2018

Sigmund Freud Museum
Parallelaktionen. Sigmund Freud und die Literaten des Jungen Wien
23.3.-31.12.2018

Österreichisches Staatsarchiv / Grillparzerhaus
Der ‚gelernte Österreicher’ – Arthur Schnitzler und der Erste Weltkrieg
10.4.-12.6.2018

Wienbibliothek
Pro und Contra Karl Kraus – Von den Letzten Tagen der Menschheit zur Dritten Walpurgisnacht
18.10.2018-26.4.2019

Literaturhaus Wien
Jung-Wien: Positionen der Rezeption nach 1945
8.5.-31.8.2018

Das Kaffeehaus als Ort kreativen Schaffens

Übrigens: Wer sich für das Kaffeehaus als Nährboden künstlerischer Entwicklung interessiert, dem sei das Buch “Kaffeehaus” von Sepp Dreissinger empfohlen. Hier gehts zu unserer Rezension